Der Bürgermeister informiert:
Gemeinde Saarwellingen legt Neubau der Festhalle vorerst auf Eis
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Saarwellinger Bürgerinnen und Bürger,
als Ihr Bürgermeister möchte ich Sie über den Stand der Baumaßnahmen für die neue Festhalle informieren.
Der Neubau ist schon seit Jahren Thema in unserer Gemeinde. Wie Sie inzwischen sicherlich feststellen konnten, ist der Abriss der alten Halle bis auf Restarbeiten abgeschlossen. Diese Arbeiten bewegten sich im geplanten Rahmen – sowohl zeitlich als auch finanziell.
Anders sieht es jedoch bei den nun folgenden Ausschreibungen aus. Hier wurden zum einen die Erd- und Bodenarbeiten inklusive Verbau ausgeschrieben. Das günstigste Angebot in Höhe von 782.000 € lag hier mit lediglich ca. 15 % über unserer Kostenberechnung. Dies hätten wir als Gemeinde noch akzeptieren und finanziell darstellen können. Jedoch völlig aus dem Kostenrahmen fällt das Ergebnis der Ausschreibung für den Rohbau. Eine Kostenberechnung des Architekturbüros vom Mai 2021 belief sich auf 2,6 Millionen Euro. Im Juli 2022 wurde aufgrund der Energie- und Rohstoffkrise eine neue Kostenprognose in einer Höhe von 3,3 Millionen Euro erstellt. Nach erfolgter Ausschreibung, welche lediglich von zwei Firmen wahrgenommen wurde, belief sich das günstigste Angebot auf 5,9 Millionen Euro. Diese Preissteigerung sprengt natürlich völlig den Kostenrahmen.
Setzt man eine ähnliche Preissteigerung bei allen noch folgenden Ausschreibungen voraus, würden sich die Kosten für die neue Festhalle mehr als verdoppeln. Dies hätte zur Folge, dass die Finanzkraft der Gemeinde Saarwellingen völlig überfordert wäre. Auch das Innenministerium als Aufsichtsbehörde vertritt diese Auffassung.
In Gesprächen und Diskussionen habe ich mich als Verwaltungschef zusammen mit allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen dazu entschlossen, die Ausschreibung aufzuheben. Für diese schnelle Entscheidungsfindung möchte ich mich bei allen Beteiligten, vor allen bei allen Fraktionsvorsitzenden, bedanken. Dies bedeutet nun, dass wir unter den momentanen Voraussetzungen die Festhalle vorerst nicht bauen können.
Wir befinden uns weiterhin in Gesprächen mit den beauftragten Büros und versuchen Lösungen zu finden. Momentan wird nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Sollte sich die Lage im Bausektor beruhigen, wollen wir im Frühjahr oder Sommer 2023 eine erneute Ausschreibung auf den Markt bringen.
Über die weiteren Entwicklungen werden wir Sie natürlich informieren.
gez.
Manfred Schwinn
Bürgermeister
Für die Öffentlichkeit ist die Festhalle nun schon seit geraumer Zeit passé. Auch die Vereine und politischen Räte durften sich im März von dem altehrwürdigen Gebäude verabschieden. Im Hintergrund sind seitdem schon einige Vorbereitungen für den geplanten Abriss getroffen worden. Die Nachhaltigkeit spielt hierbei eine große Rolle, denn es wird geschaut, was auch später noch von Nutzen sein kann - ein Stückchen Festhalle wird also nicht nur in unserer Erinnerung bestehen bleiben.
Ab dem 23. Mai beginnt nun die Baustelleneinrichtung rund um die alte Mehrzweckhalle, das ehemalige Feuerwehrgerätehaus und die beiden angrenzenden Wohngebäude. Ab Anfang/Mitte Juni ist dann mit dem Beginn der Abrissarbeiten zu rechnen. Die voraussichtlichen Baukosten der neuen Festhalle belaufen sich auf 15,4 Millionen €. Die Fertigstellung nach Rahmenterminplan ist auf Juni 2024 terminiert.
An dieser Stelle möchten wir alle BürgerInnen darauf hinweisen, dass es aufgrund der Baustelle zu Beeinträchtigungen kommen kann - sei es im Bereich des ruhenden und fließenden Straßenverkehrs oder auch aufgrund der Geräusch- und Staubentwicklung. BesucherInnen des Rathauses werden gebeten, die Parkflächen auf dem Schloßplatz (vor dem Rathaus) oder in der Wilhelmstraße (Parkfläche Containerstellplatz neben der Einfahrt zur Breitwies) während der gesamten Abriss- und Bauzeit zu nutzen. Die in der Engelstraße eingerichteten Parkplätze sind ausschließlich für das Personal der Gemeindeverwaltung vorgehalten.
Bei Fragen oder Problemen können Sie sich gerne an den Bauamtsleiter Herrn Neu wenden: Tel.: 06838 9007-140, E-Mail: bauamt@saarwellingen.de
Die Entwurfspräsentation der Bayer&Strobel Architekten finden Sie unter folgendem Download-Link als pdf-Format: Entwurf-Download
Im Folgenden finden Sie die Entwurfsbeschreibung / Konzeption für den Neubau Festhalle Saarwellingen der Bayer&Strobel Architekten:
Städtebau
Grundlage für die vorliegende Entwurfsplanung ist der konzeptionelle Lösungsansatz aus dem VgV-Verfahren einschließlich der Hinweise zur Weiterentwicklung des Konzepts aus dem Protokoll der Jurysitzung vom 20.08.2019 sowie die Ergebnisse der Vorentwurfsplanung vom 20.01.2021.
Städtebaulich wurden dabei die Grundzüge der Ergebnisse des Planverfahrens vom 16. Oktober 2014 übernommen. (Team ARUS GmbH - Willi Latz mit Ernst und Partner)
Das Bistro ist als eingeschossiger Baukörper der Festhalle vorgelagert und schließt direkt an den bestehenden Torbogen an. Das Gebäude zeichnet so das Volumen des historischen Seitenflügels des Schlosses nach und formuliert dabei stadträumlich einen zweiten, kleineren Platz zur Marktstraße hin aus. Dieser dient als Vorplatz zum Haupteingang der Festhalle und bindet zudem die Wegeverbindung zur Breitwies mit ein. Ein zweiter Zugang zum Gebäude orientiert sich hingegen zum Schlosshof hin.
Um das Volumen der Festhalle verträglich in den eher kleinteiligen Kontext der Saarwellinger Ortsmitte einzufügen, soll der Baukörper noch weiter gegliedert und der jeweiligen Nachbarschaft angepasst werden. In Anlehnung an das prägnante Mansarddach des Rathauses markieren drei aufgesetzte Dächer sichtbar die wichtigsten Räume des Neubaus: großer Saal, Konferenzbereich und Bistro.
Während entlang der Wilhelmstraße die Traufhöhe der Nachbargebäude aufgenommen wird, übernimmt das Bistro die Höhe des Torbogens und belässt so dem Rathaus seine städtebauliche Dominanz. Allzu lange Fassaden werden durch entsprechende Gliederungen vermieden.
Tiefe Einschnitte markieren die Eingänge ins Gebäude. In Verlängerung des Torbogens entsteht zwischen Rathaus und Bistro ein „Gässchen“, welches zum Nebeneingang der Festhalle führt. Der Schlosshof wird in seiner Wechselwirkung mit dem Neubau berücksichtigt, seine Gestaltung ist aber nicht Gegenstand der Bearbeitung. Die Planung und Kostenermittlung bei den Außenanlagen umfasst nur das unmittelbare Umfeld des Gebäudes.
Funktion
Die beiden Eingänge führen zu einem räumlich attraktiven Foyer im Innern, welches einerseits alle Bereiche auf übersichtliche Art und Weise miteinander verbindet, andererseits aber auch selbst verschiedenste Veranstaltungen wie Ausstellungen etc. ermöglicht. Lage und Ausbildung des Nebeneingangs gewährleisten dabei eine separate Erschließung sowohl des Konferenzbereiches im Obergeschoss als auch der gemeindeeigenen Lagerräume im UG.
Der Ausschank im Erdgeschoss kann flexibel sowohl vom Bistro als auch vom Foyer aus genutzt werden. Die Planung geht dabei von nur einer Küche aus, die sowohl Bistro als auch die Festhalle versorgt. Die Anordnung der Räumlichkeiten ermöglicht aber eine getrennte Nutzung von Bistro und Festhalle. Sollte sich kein Betreiber für das Bistro finden, kann der Gastraum auch als Foyer-Erweiterung oder als zusätzlicher Konferenzraum genutzt werden.
Zur Wilhelmstraße hin ist dem Saal ein Flur in Form einer Wandelhalle vorgelagert. Diese dient als Puffer (Schall- und Sichtschutz) zur Straße, verbindet das Foyer mit dem Backstage-Bereich und ermöglicht zudem die Teilbarkeit des Saals. Der Saal öffnet sich großzügig zum Schlosshof und wird so auch mit ausreichend, aber nicht zu viel Tageslicht versorgt. Die Andienung des Saals bzw. der Bühne erfolgt von Osten aus. In diesem Bereich werden auch die entsprechenden Nebenräume wie Lager, Künstlergarderoben etc. angeordnet.
Das Raumprogramm entspricht den Vorgaben des VgV-Verfahrens. Die Anmerkungen der Lenkungsgruppe wurden mit aufgenommen. So ist zum Beispiel die Bühne durch mobile Elemente für bestimmte Veranstaltungen von 7 m Tiefe auf 9 m Tiefe erweiterbar. Die mobilen Elemente werden unterhalb der Bühne gelagert.
Die gewählte Dachform ermöglicht die wirtschaftliche Aufstellung von Dachgeräten für die Lüftungsanlage, ohne dass diese von der Straße oder Nachbargebäuden aus gesehen werden können.
Auf diese Art und Weise können die inneren Technikflächen und somit das ganze Untergeschoss auf ein Minimum reduziert werden. Hier befindet sich neben den Technikräumen die große Toilettenanlage sowie das Gemeindearchiv und verschiedene Lager- und Nebenräumen. In das Gebäude integriert ist eine Heizzentrale im Untergeschoss, die das Rathaus mitversorgt.
Der Saal kann mit seiner Größe von ca. 560 m² in unterschiedlichen Varianten gemäß den Fluchtwegsanforderungen der VStättVO bestuhlt werden. Die Bestuhlung mit Tischen in der „Fastnachts“-Ausführung generiert 450 Sitzplätze, in der „Tischreihen/Bankett“-Ausführung 480 Sitzplätze und in der „Stuhlreihen“-Ausführung 668 Sitzplätze.
Die Bühne hat eine Dimension von 7 m Tiefe auf 14 m Breite und somit eine Grundfläche von ca. 100 m². Sie kann durch mobile Bühnenelemente auf 9 m Tiefe über die volle Breite erweitert werden.
Materialität
Auch in seiner Materialität stellt der Neubau Bezüge zum Bestand her. Zur Bekleidung der Fassaden soll der Naturstein des Sockels des Schlossgebäudes verwendet werden. Teilflächen werden als Putzfassade in gleicher Farbigkeit ausgeführt und gliedern so die Fassaden. Die Titanzinkeindeckung der Dachflächen bezieht sich in ihrer Vorbewitterung in anthrazit auf die Schiefereindeckung des Bestands. Die gewählten Ausführungen sind dauerhaft und hochwertig, aber dennoch wirtschaftlich und wartungsarm.