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Stolpersteine in Saarwellingen

Gegen das Vergessen...

Saarwellingen hat eine lange jüdische Geschichte. Vor einer großen Auswanderungswelle seit 1900 waren nahezu 10 % der Einwohner Saarwellingens jüdischen Glaubens. Am 13. Januar 1935 fand die Saarabstimmung statt, bei der sich der Großteil der saarländischen Bevölkerung für den Wiederanschluss an das bereits von den Nationalsozialisten regierte Deutsche Reich entschied. 1936 lebten nur noch 34 Saarwellinger Juden in ihrem Heimatort, der Rest war geflohen und die jüdische Schule wurde an die katholische Pfarrgemeinde verkauft.

Die Stolpersteine von Gunter Demnig bilden weltweit das umfangreichste Holocaust-Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Auch die Gemeinde Saarwellingen fördert die Verlegung von den sogenannten „Stolpersteinen“ des Künstlers zum Gedenken an Opfer des Naziregimes. Mit diesen Steinen sollen sich aus der gesichtslosen Zahl der Opfer die Einzelschicksale der verfolgten Menschen herauskristallisieren. Bisher wurden in Saarwellingen in den Jahren 2011, 2012, 2013, 2015, 2018 und 2022 insgesamt 89 Stolpersteine zum Erinnern an Opfer der Nazi-Zeit verlegt.

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenksteine aus Messing im Bürgersteig einlässt. Inzwischen liegen STOLPERSTEINE in sehr vielen Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn und in den Niederlanden. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: „HIER WOHNTE ... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.“ Demnigs Intention ist unter anderem, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll auch eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Außerdem soll die Markierung der Tatorte häufig mitten in dichtbesiedelten Bereichen die von einigen Zeitzeugen vorgebrachte Schutzbehauptung in Frage stellen, wonach man von den Deportationen nichts mitbekommen habe.
Trotz des Namens Stolpersteine geht es Demnig nicht um ein tatsächliches „Stolpern“. Er zitiert auf die Frage nach dem Namen des Projektes gerne einen Schüler, der nach der Stolpergefahr gefragt, antwortete: „Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“

Im Folgenden sind die bisher in Saarwellingen verlegten Stolpersteine mit Hintergrundinfos* zu den Personen nach Straßen aufgeführt:

* Die nachfolgenden Infos basieren zum größten Teil auf den Forschungen sowie Ergebnissen des Buches Klauck, Hans Peter; Mayer, Klaus: Gelöst ist die Schnur – gebrochen das Band. Die jüdische Gemeinde Saarwellingen 1700-1940. Hg. v. Gemeinde Saarwellingen und Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Saarwellingen 2013. Dieses ist an der Infotheke des Rathauses käuflich zu erwerben.

Hausnummer 6

Stolpersteine für die Familie Weiler

Bernhard Weiler wurde am 29.11.1875 in Saarwellingen als Sohn von Emanuel Weiler und Theresia Bonnem geboren. Am 24.01.1905 heiratete er Flora Loeb in Mutterstadt. Flora wurde am 02.04.1876 in Mutterstadt als Tochter von Julius und Regina Loeb geboren. Gemeinsam bekamen Bernhard und Flora drei Söhne, Ernst Emanuel (*10.11.1906), Julius (*07.09.1908, +08.09.1908 in Saarwellingen) und Julius (*20.11.1909). Die Familie Weiler wohnte in Saarwellingen, Nalbacher Straße 4 (heute Bahnhofstr. 6) und betrieb dort eine Metzgerei (später Metzgerei 'Goor'). Vom 16.10.1896 bis 25.09.1898 war Bernhard Weiler Soldat im 132. Infanterie-Regiment zu Strasbourg. Während des Ersten Weltkrieges war der 1875 geborene Bernhard Weiler von der Gemeinde als Gemeindeschlächter für alle Ortsteile verpflichtet worden. In den 20er Jahren leitete er den jüdischen Männerverein "Talmudora".
Vor der Verfolgung durch das Naziregime floh die Familie im Februar 1936 nach Mondorf-lès-Bains in Luxemburg. Ernst Emanuel und seine Mutter Flora emigrierten nach Frankreich und wurden am 30.06.1944 von Drancy nach Auschwitz deportiert. In den Gedenklisten von Yad-Vashem werden die Beiden unter den Ermordeten von Auschwitz aufgeführt. Über das Schicksal von Bernhard Weiler selbst fehlen weitere Nachrichten. Der jüngere Sohn, Julius Weiler, überlebte den Holocaust, heiratete und starb 1985 in Forbach.

 

HIER WOHNTE
BERNHARD WEILER
JG. 1875
FLUCHT 1936
LUXEMBURG
SCHICKSAL UNBEKANNT


HIER WOHNTE
FLORA WEILER
GEB. LOEB
JG. 1876
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1944
ERMORDET IN
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
ERNST EMANUEL
WEILER
JG. 1906
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1944
ERMORDET IN
AUSCHWITZ-BIRKENAU


HIER WOHNTE
JULIUS WEILER
JG. 1909
FLUCHT 1936
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


Hausnummer 13

Stolpersteine für die Familie Theodor Lazar

Theodor Lazar, auch "Mamels Theo" genannt, wurde am 11.02.1901 in Saarwellingen als Sohn von Emanuel Lazar und Karoline Lion geboren. Theodor war Automechaniker und handelte daneben mit Fahrrädern. Seine Auto-Reparatur-Werkstatt war im Hause Schwinn in der Kirchenstraße 9 (heute Schlossstraße). Theodor führte auch Personen- und Lieferfahrten ins In- und Ausland aus. Am 22.03.1934 heiratete er Johanna Kahn, welche am 12.04.1902 als Tochter von Isaak und Emma Kahn in Nalbach geboren wurde. Gemeinsam hatten die Beiden zwei Kinder, Edgar (*03.05.1935 in Saarwellingen) und Liliane Emma (*18.08.1937 in Woippy). Die Familie Lazar wohnte in der Bahnhofstr. 13 bei Jakob Conrad zur Miete.

Nach der Saarabstimmung floh die Familie am 17.12.1935 nach Forbach. Laut Mitteilung des Landrates von Saarlouis vom 27.12.1935 hatte Theodor Lazar aufgrund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles die französische Staatsangehörigkeit „wieder erlangt“. Sein Sohn Edgar wohnte bis zu seinem Tod in Strasbourg und beschrieb 2015, wie die Familie überlebt hat: Sie versteckten sich in einer leerstehenden Wohnung in Paris, zunächst wurden die Kinder – damals noch Kleinkinder, seine Schwester Liliane wurde erst 1937 in Frankreich geboren – von Schleusern in die „freie Zone“ im Inneren Frankreichs gebracht, da die Eltern noch in Paris festsaßen. Erst beim dritten Anlauf gelang es ihnen mit Hilfe von Bauern, die sich als Schleuser betätigten, ebenfalls in die befreite Zone zu gelangen. Dort lebten sie versteckt bei Bauern, wo der Vater der Familie auch versuchte, Geld zu verdienen um das Überleben der Familie zu sichern. Er entging zweimal nur knapp der Festnahme – ein Damoklesschwert, das über der ganzen Familie während des Krieges hing. „So haben wir mit sehr viel Glück und guten Menschen den Krieg überlebt und sind 1945 nach Lothringen zurückgekehrt“ endet Edgar Lazar seinen Bericht.

 

HIER WOHNTE
THEODOR LAZAR
JG. 1901
FLUCHT 1935
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


HIER WOHNTE
JOHANNA LAZAR
GEB. KAHN
JG. 1902
FLUCHT 1935
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


HIER WOHNTE
EDGAR LAZAR
JG. 1935
FLUCHT 1935
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


Hausnummer 29

Stolpersteine für die Familie Ucko

Geboren wurde Isidor Ucko am 13.10.1886 als Sohn von Heinrich Ucko und Helene Hirsch in Saarwellingen. Isidor Ucko war bis 1935 Mitglied des Saarwellinger Gemeinderates und 1930 Präsident des Sängerbundes. Er arbeitete vor seiner Heirat 1915 in der Saarwellinger Dynamitfabrik. Seine Frau Adele Bonnem wurde am 15.05.1888 in Saarwellingen als Tochter von Moses Bonnem und Emma Lewy geboren. Insgesamt vier Kinder brachte Adele zur Welt: Hertha (*12.06.1917), Luise (04.08.1918, +04.08.1918 in Saarwellingen), Heinrich (*20.01.1920) und Arthur (*03.08.1923). Die Familie wohnte bis zu ihrer Flucht in der Bahnhofstraße 29.

Heinrich meldete sich 1934 nach Strasbourg ab und gelangte später nach Algerien (Nordafrika), wo er der freien französischen Armee unter de Gaulles beitrat. Er diente in der Division des General Leclerc und nahm an der Besetzung Nazi-Deutschlands teil. Hertha Ucko meldete sich 1935 ins Elsaß ab. In Toulouse heiratete sie um 1940 den Bäcker Raoul Riba. Isidor, Adele und Arthur Ucko flohen 1936 vor der Verfolgung durch die Nazis nach Thionville und 1940 weiter nach Toulouse. Auch Arthur gelangte daraufhin, wie sein Bruder Heinrich, nach Algerien und trat in die Division Leclerc der Alliierten ein. Nach dem Krieg betrieben die beiden Brüder gemeinsam in Thionville eine Fabrik für Metzgereimaschinen. Isidor Ucko starb 1956 in Thionville, seine Frau Adele 1971 und Heinrich 2012.
Die Brüder hielten bis zu ihrem Tod den Kontakt zu Saarwellingen, besuchten regelmäßig den jüdischen Friedhof und setzten auf Versöhnung, obwohl ihre Tante Ernestine Löwenstein mit ihrer gesamten Familie von den Nazis ermordet wurde.

 

HIER WOHNTE
ISIDOR UCKO
JG. 1886
FLUCHT 1936
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT

HIER WOHNTE
ADELE UCKO
GEB. BONNEM
JG. 1888
FLUCHT 1936
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


HIER WOHNTE
HERTHA UCKO
JG. 1917
FLUCHT 1936
FRANKREICH
VERSTECKT GELEBT
BEFREIT


HIER WOHNTE
HEINRICH UCKO
JG. 1920
FLUCHT 193
FRANKREICH
1940 NORDAFRIKA
BEFREIT/FFL
FRANCE LIBRE


HIER WOHNTE
ARTHUR UCKO
JG. 1923
FLUCHT 1936
FRANKREICH
1940 NORDAFRIKA
BEFREIT/FFL
FRANCE LIBRE


Hausnummer 35

Stolpersteine für die Familie Langfelder

Gabriel Langfelder wurde am 15.01.1876 in Laaz (Slovakei) als Sohn von Heinrich Langfelder und Nette Pulizzer geboren. Gabriel zog nach New York, wo er die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, als Kaufmann arbeitete und am 04.02.1901 seine Frau Klementine Lazar heiratete. Diese stammte aus der Saarwellinger Familie Lazar, die schon seit dem 17. Jahrhundert in der Gemeinde Saarwellingen ansässig war. Sie wurde am 08.03.1874 in Saarwellingen als Tochter von Nathan Lazar und Juliana Kayem geboren. Auch Klementine wanderte in die USA aus, wo sie Gabriel kennenlernte. 1901 kam in New York City ihr Sohn Herbert zur Welt. Die Familie, alle amerikanische Staatsbürger, kam wieder zurück nach Deutschland und zog 1923 von Heusweiler aus nach Saarwellingen, wo Herbert 1931 Hilde Wertheimer heiratete und im selben Jahr ihre Tochter Ingrid auf die Welt kam. Bis 1936 betrieben die Langfelds ein kleines Schuhgeschäft in der Bahnhofstaße 35 (heute Teil des Gebäudes Pizzeria 'Grottino'). Wegen der Judenverfolgung durch die Nazis floh die Familie am 04.03.1936 aus Saarwellingen. Franz Dausig übernahm ihr Haus und führte das Schuhgeschäft weiter. Berichten zufolge kamen Gabriel Langfelder und seine Frau Klementine während des Krieges in der Tschecheslovakei unter. Am 07.06.1942 wurden sie mit einem Transport von Bratislava aus in das Vernichtungslager Sobibor in Polen deportiert (laut der Liste von Deportierten, Slovakia Holocaust Jewish Names Project, Institut für Geschichtswissenschaft der Comenius-Universität Bratislava) und dort ermordet. Ihrem Sohn Herbert gelang 1936 zusammen mit seiner Frau Hilde und der gemeinsamen Tochter Ingrid die Flucht in die USA.

 

HIER WOHNTE
GABRIEL
LANGFELDER
JG. 1876
FLUCHT 1936 SLOWAKEI
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
SOBIBOR


HIER WOHNTE
KLEMENTINE
LANGFELDER
GEB. LAZAR
JG. 1874
FLUCHT 1936 SLOWAKEI
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
SOBIBOR


HIER WOHNTE
HERBERT
LANGFELDER
JG. 1901
FLUCHT 1936
USA


HIER WOHNTE
HILDE
LANGFELDER
GEB. WERTHEIMER
JG. 1906
FLUCHT 1936
USA


HIER WOHNTE
INGRID
LANGFELDER
JG. 1931
FLUCHT 1936
USA


Hausnummer 37

Stolpersteine für die Familie Löwenstein

Der Viehhändler Otto Löwenstein wurde am 02.091879 in Belecke (Nordrhein-Westfalen) als Sohn von Jacon Löwenstein und Johanna Romberg geboren. Im März 1912 heiratete er in Dortmund Ernestine Ucko, geboren am 27.10.1883 in Saarwellingen als Tochter von Heinrick Ucko und Helene Hirsch. 1912 zog das Ehepaar aus Dortmund nach Saarwellingen. Während Otto Löwenstein in Saarwellingen mit Ziegen handelte, verkaufte seine Frau Geflügel, Gemüse, Gemüsesamen und Obst. Sie wohnten in der Bahnhofstraße 37 (heute die rechte Hälfte des Hauses Pizzeria 'Grottino'). Otto und Ernestine bekamen in Saarwellingen drei Kinder: Jacob (*03.03.1913, +17.05.1915), Heinrich (*01.12.1919, +26.04.1921) und Hilde (*28.03.1922).

1937 zogen Otto, Ernestine und Hilde zunächst nach Köln, flohen 1938 weiter nach Amsterdam. 1942 wurden sie aufgegriffen und in das KZ Westerbork deportiert. Otto und Ernestine wurden von dort aus in das Vernichtungslager Sobibor und die gerade einmal 20-jährige Hilde nach Auschwitz gebracht, wo sie 1942/43 ermordet wurden.

 

HIER WOHNTE
OTTO
LÖWENSTEIN
JG. 1879
FLUCHT 1936 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORG
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 5.3.1943


HIER WOHNTE
ERNESTINE
LÖWENSTEIN
GEB. UCKO
JG. 1883
FLUCHT 1936 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORG
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET 5.3.1943


HIER WOHNTE
HILDE
LÖWENSTEIN
JG. 1922
FLUCHT 1936 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORG
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 30.09.1942


Hausnummer 50/52

Stolpersteine für die Familie Isaak & Adolf Aron

Isaak Aron wurde am 14.11.1887 und sein Bruder Adolf Aron am 07.12.1889 in Saarwellingen als Söhne von Samuel Aron und Dorothea Stern geboren. Der Handelsmann Isaak heiratete 1920 Rosa Salomon, geboren am 29.05.1894 in Felsberg als Tochter von Isidor Salomon und Fanny Borg, und sein Bruder Adolf ehelichte die Schwester seiner Schwägerin Palmyra, geboren 18.02.1901. Isaak und Rosa bekamen zwei Kinder, Johanna (*16.08.1921, +09.10.1921) und Siegfried Samuel (*13.07.1922). Auch Adolf und Palmyra wurden Eltern von zwei Kindern, Sylvain (*24.08.1922) und Henri Heinz (*28.11.1928). Gemeinsam lebten die beiden Brüder mit ihren Familien in der Bahnhofstraße 50/52 und betrieben einen Viehhandel.

Isaak und Rosa flohen mit Sohn Siegfried am 28.02.1936 nach Petite-Rosselle. Nach der Deportation 1942 ins Sammellager Drancy-Paris wurde Isaak am 6.3.1943 ins Konzentrationslager Majdanek/Polen verschleppt. Rosa und Siegfried kamen mit dem Transport Nr. 12 und 27 am 29.07.1942 in Auschwitz an. Alle drei fielen den Nazis zum Opfer.

Am 11.12.1926 verzog die Familie von Adolf Aron nach Lebach. Sie hatten in der Picardstraße ein kleines Geschäft, in dem auch Möbel verkauft wurden. 1931 kehrten sie wieder nach Saarwellingen zurück. Adolf arbeitete wieder gemeinsam mit seinem Bruder Isaak als Viehhändler. Am 29.02.1936 meldeten sie sich nach Grenoble ab. Palmyra gelang mit ihren beiden Kindern die Flucht nach Paris, wo sie jedoch in der Rue de la Montagne-Ste-Geneviève festgenommen wurden. Palmyra wurde am 31.7.1942 mit Transport Nr. 13 von Drancy ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Henri und Sylvain folgten ihrer Mutter am 26.08.1942 mit Transport Nr. 24. Das Schicksal von Adolf Aron bleibt weiterhin unbekannt.

 

HIER WOHNTE
ISAAK ARON
JG. 1887
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1943
MAJDANEK
ERMORDET 1943


HIER WOHNTE
ROSA ARON
GEB. SALOMON
JG. 1894
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 1942


HIER WOHNTE
SIEGFRIED ARON
JG. 1922
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTATION 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 2.9.1942


HIER WOHNTE
ADOLF ARON
JG. 1889
FLUCHT 1936
FRANKREICH
SCHICKSAL UNBEKANNT


HIER WOHNTE
PALMYRA ARON
GEB. SALOMON
JG. 1901
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSSCHWITZ


HIER WOHNTE
SYLVAIN ARON
JG. 1922
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSSCHWITZ


HIER WOHNTE
HENRI HEINZ ARON
JG. 1928
FLUCHT 1936 FRANKREICH
INTERNIERT DRANCY
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSSCHWITZ

Hausnummer 22

Stolpersteine für Familie Perstner

Seit ca. 1917 lebte die Sinti- und Romafamilie PERSTNER in einem ausrangierten Eisenbahnwagen in der Dillinger Straße. Der Vater Johann Konrad Perstner war Korbmacher und Gelegenheitsarbeiter. Die Familie war bis zur Machtübernahme durch die Nazis im Dorf integriert. Der Vater wurde von Zeitzeugen als ruhiger, freundlicher Mann, die Mutter als lebenslustige Frau beschrieben. Einige ihre Kinder standen bei Saarwellingern im Dienst oder heirateten Saarwellinger Bürger. Im Verwaltungsbericht des Amtsbürgermeister Saarwellingen von 1937 findet man unter dem Punkt „Asoziale und Zigeuner“: „…der staatenlose PERSTNER. Die Familie PERSTNER hat ihren festen Sitz schon 20 Jahre in Saarwellingen. Der Familienvater Johann Perstner befindet sich zur Zeit im Arbeitslager Buchenwald. Nach seiner Entlassung will die Familie nach Aussage der Ehefrau sofort von hier verziehen.“
Am 18.08.1940 wurde Johann Konrad Perstner im KZ Dachau ermordet. Am 18.02.1942 gegen 10.30 Uhr brach Feuer in dem Wohnwagen der Witwe Philippine Perstner aus. Nach dem Brand fand die Familie im Haus des Heinrich Steffes, Überm Heil 18, Unterkunft. Die Mutter Philippine und die Kinder Johann und Gertrud wurden von dort im März 1942 nach Auschwitz deportiert. Mutter und Tochter Gertrud wurden in Auschwitz ermordet, Sohn Johann überlebte und starb 1949 in Saarwellingen.

 

HIER WOHNTE
JOHANN KONRAD
PERSTNER
JG. 1887
VERHAFTET 1937
BUCHENWALD
ERMORDET 1940
DACHAU


HIER WOHNTE
PHILIPPINE
PERSTNER
GEB. WEIS
JG. 1879
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ/BIRKENAU
ERMORDET 1943
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
JOHANN DEUTO
PERSTNER
JG. 1910
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ/BIRKENAU
BEFREIT / ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
GERTRUD
PERSTNER
JG. 1922
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ/BIRKENAU
ERMORDET 1943
AUSCHWITZ

Hausnummer 3

Stolpersteine für die Familie Mayer

1898 übernahmen der aus Wawern stammende Bäcker Jakob Mayer das Geschäft gegenüber der Synagoge von der Familie Levy. Jacob Mayer verunglückte 1902 tödlich, sein jüngerer Bruder Isaak übernahm das Geschäft. Isaak wurde ebenfalls in Wawern am 02.01.1878 als Sohn von Moses Mayer und Franziska Nussbaum geboren. Der Bäckermeister und auch Flaschenbierhändler heiratete am 18.05.1905 die aus Rehlingen stammende Thekla Alexander (*15.08.1883), die Schwester des Arztes Siegfried Alexander, der später auf dem daneben liegenden Grundstück seine Praxis errichtete. Das Haus und das Geschäft in der Engelstr. 3 erwarb Isaak am 01.10.1903 für 7100 Mark von der Witwe Michel Lewy. 1906 wurde ihr Sohn Marcel geboren, 1908 Tochter Frieda und 1910 Tochter Hertha. 1926 erhielt Isaak die Konzession für eine Café-Wirtschaft. Am 09.04.1935 übernahm die „Lebensmittel-Vertriebs-gesellschaft M.B.H. Fitten“ das Kolonialwarengeschäft von Isaak Mayer. Danach befand sich hier das Café Weinel. Vor der Verfolgung von den Nazis floh die Familie am 1935 nach Luxemburg. Die Familie gelangte zusammen mit der Familie Alexander mit dem Schiff "Ciudad de Sevilla" am 29.08.1941 nach New York, wo Isaak am 21.12.1961 verstarb. Seine Frau Thekla überlebte ihn um 4 Jahre und starb 1965. Tochter Hertha, die nach Fraulautern mit Albert Simon verheiratet war, wurde mit ihrem Mann nach Ausschwitz deportiert. Hertha überlebte, ihr Mann wurde in Ausschwitz ermordet. Frieda lebte schon seit den 20ern in Frankfurt, Marcel zog bereit 1933 nach Luxemburg, beiden gelang die Flucht in die USA.

 

HIER WOHNTE / ARBEITETE
ISAAK MAYER
JG. 1878
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE / ARBEITETE
THEKLA MAYER
GEB. ALEXANDER
JG. 1883
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE / ARBEITETE
MARCEL MAYER
JG. 1906
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE / ARBEITETE
FRIEDA MAYER
JG: 1908
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


Hausnummer 5

Stolpersteine für die Familie Alexander

Der aus Rehlingen stammende Dr. med. Siegfried Alexander zog 1922 aus Quierschied nach Saarwellingen und arbeitete dort als praktischer Arzt. 1925 heiratete Siegfried die aus Neustadt stammende Elsa Mayer. Die Familie errichtete 1925 in  Engelstraße 5 einen Neubau mit Autogarage. Das große Haus bauten sie neben dem jüdischen Café Mayer, das von Siegfrieds Schwester Thekla Mayer, geb. Alexander, und ihrem Mann Isaak Mayer betrieben wurde. 1927 wurde ihr Sohn Manfred geboren, zwei Jahre später ihre Tochter Inge. Um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen, floh die Familie nach der Saarabstimmung am 1.10.1935 nach Luxemburg in die Rue Victor-Hugo. Es gelang ihnen zusammen mit der Familie von Thekla Mayer am 29.08.1941 mit dem Schiff "Ciudad de Sevilla" den sicheren Hafen New York zu erreichen. Siegfried starb am 12.01.1973 in den USA, seine Frau Elsa 1995 und Sohn Manfred am 05.12.1988.

 

HIER WOHNTE / ARBEITETE
SIEGRIED
ALEXANDER
JG. 1897
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE
ELSA
ALEXANDER
GEB. MAYER
JG. 1899
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE
MANFRED
ALEXANDER
JG. 1927
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


HIER WOHNTE
INGE
ALEXANDER
JG. 1929
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
1941 USA


Hausnummer 6

Stolpersteine für Familie Edelstein/Hirsch/Lazar

Rosa Edelstein, geb. Lazar, später auch „Juden Rosa“ genannt, wurde am 23.09.1881 in Saarwellingen als Tochter von David Moses Lazar und Karoline Knendel Hirsch geboren. Sie heiratete den Schlosser Walter Edelstein, der 1886 in Husen geboren worden war und als Schlosser in der Dynamitfabrik Saarwellingen arbeitete. Er starb am 18.09.1914 im Reservelazarett Dillingen in Folge einer Kriegsverletzung. Seinen Sohn Walter lernte er nie kennen, da dieser 2 Monate nach seinem Tod, am 15.11.1914, zur Welt kam. Die verwitwete Rosa Edelstein zog ihren Sohn, dem sie den Namen ihres im Krieg gebliebenen Mannes gab, alleine groß. Sie wurde zusammen mit ihrer Mutter Karoline Lazar (geb. Hirsch, geb. am 18.12.1849 in Saarwellingen,  als Tochter von Isaak Hirsch und Henriette Marx) und Emma Hirsch ( geb. am 25.07.1883 in Saarwellingen als Tochter von Israel Hirsch und Bertha Frenkel aus Bad Dürkheim) aus ihrem Haus in der Engelstraße 6 im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Ihre hochbetagte Mutter starb auf dem Transport. Rosa Edelstein und Emma Hirsch wurden am 19.01.1942 in das Lager Noé, am 01.04.1944 in das Lager Vernet und anschließend nach Drancy verschickt. Mit dem Abschub 75 kamen sie dann von Drancy über Toulouse nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden. Rosa's Todestag wurde auf den 31.12.1944 festgesetzt.

Rosa's Sohn Walter flüchtete bereits 1935 nach der Machtergreifung im Saarland nach Paris. Er wurde französischer Soldat, nahm am Frankreichfeldzug teil und verbrachte fünf Jahre unter dem Namen „LEFEVRE“ in deutscher Kriegsgefangenenschaft. Er überlebte.

Das Haus der Witwe Rosa Edelstein in der Engelstr. 6 diente nach der Pogromnacht am 09.11.1938 zwei Jahre lang als „Ghetto“ für die letzten Saarwellinger Juden. Hier mussten sie bis zur Deportation am 22.10.1940 nach Gurs zusammengepfercht leben.

 

HIER WOHNTE
ROSA EDELSTEIN
GEB. LAZAR
JG. 1881
DEPORTIERT 1940
GURS/NOÉ
VERNET/DRANCY
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET


HIER WOHNTE
EMMA HIRSCH
JG. 1883
DEPORTIERT 1940
GURS
NOÉ
DRANCY
1942 AUSCHWITZ
ERMORDET


HIER WOHNTE
KAROLINE LAZAR
GEB. HIRSCH
JG. 1849
DEPORTIERT 1940
GURS
TOT AUF TRANSPORT


HIER WOHNTE
WALTER EDELSTEIN
JG. 1914
FLUCHT 1935
FRANKREICH
ÜBERLEBT


Hausnummer 10

Stolpersteine für Familie Felix Levie

Felix Levie (Lewy) wurde am 12.01.1878 in Ayl bei Saarburg als Sohn von Regina Levie geboren. Mathilde Levie, geb. Kahn, wurde am 30.10.1881 in Nalbach als Tochter von Emanuel Kahn und Therese Stern geboren. Am 27.10.1907 heiratete die Beiden in Nalbach und zogen nach der Geburt ihrer Tochter Therese (13.08.1908 in Nalbach), nach Saarwellingen in die Engelstr. 10, wo sich auch die Synagoge befand. Am 02.01.1910 wurde ihr Sohn Edmund, später auch "Juden Manne" genannt, geboren. Edmund war ein bekannter Fußballspieler beim FCS. Sein Vater Felix Levie arbeitete in der Dillinger Hütte. Später erhielt er eine Unfallrente und versah das Amt des Hausmeisters in der Synagoge Saarwellingen. Während die Kinder, Therese und Edmund, im Jahr 1936 nach Frankreich emigrieren konnten, blieben Felix und Mathilde in Saarwellingen zurück. Im Zuge der Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung am 9./10. November 1938 wurde Felix Levie verhaftet und für einige Zeit in dem Konzentrationslager Dachau gefangen gehalten.  Im Oktober 1940 wurde er zusammen mit seiner Frau im Rahmen der "Bürckel-Wagner-Aktion", der Deportation der badischen, pfälzischen und saarländischen Juden, aus Saarwellingen über Saarbrücken und Forbach in das französische Internierungslager Gurs in den Pyrenäen gebracht. Einige Zeit später wurde das Ehepaar in das Internierungslager Récébédou (Midi-Pyrénées) verlegt. Dort starb Felix Levie am 28. Juni 1942 im Krankenlager und wurde auf dem Friedhof von Portet Saint Simon bestattet. Mathilde Levie hat die Odyssee durch die Lager Gurs, Récébédou, Nexon (Limousin) und Masseube (Gers) überlebt. In Masseube wurde sie am 20. Oktober 1944 befreit. Nach kurzem Aufenthalt in Lourdes ging sie nach Kriegsende zunächst nach Saarwellingen zurück. Im Frühjahr 1948 verzog sie nach Sarreguemines.
Über das Schicksal ihrer Kinder Therese und Edmund liegen unterschiedliche Angaben vor.
Während der 2011 verlegte "Stolperstein" das Schicksal von Therese durch die drei Fragezeichen als unbekannt benennt, vermerken Klauck und Mayer 2013, S. 313, dass Therese im lothringischen Sarreguemines (Saargemünd) N. Metzler geheiratet hat und 1944 in Auschwitz ermordet wurde. Den Angaben der Datenbank in Yad Vashem zufolge wurde Therese Metzler, geb. Levie, am 10. Februar 1944 von Drancy nach Auschwitz deportiert.
Der Stolperstein für Edmund vermerkt, dass er überlebt habe. Laut Klauck und Mayer 2013, S. 313 ist sein Schicksal unbekannt.

 

HIER WOHNTE
FELIX LEVIE
JG. 1878
VERHAFTET 1938
DACHAU
DEPOTIERT 1940
GURS
TOT 1942 IN
RÉCÉBÉDOU


HIER WOHNTE
MATHILDE LEVIE
GEB. KAHN
JG. 1881
DEPORTIERT 1940
GURS
1942 RÉCÉBÉDOU
NEXON
MASSEUBE
BEFREIT 1944


HIER WOHNTE
THERESE LEVIE
JG. 1908
FLUCHT 1936
FRANKREICH
???


HIER WOHNTE
EDMUND LEVIE
JG. 1910
FLUCHT 1936
FRANKREICH
ÜBERLEBT


Hausnummer 12 (ehemalige jüdische Elementarschule)

Stolperstein für Leo Grünfeld

Leo Grünfeld wurde am 17.10.1901 in Tauberrettersheim/Franken geboren. Er schloss 1922 an der jüdischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg seine erste Lehrerprüfung ab. Zunächst unterrichtete er in Frankfurt, heiratete 1930 in Frankfurt Zerlinde Una und zog im selben Jahr mit ihr nach Saarwellingen in Vorstadtstr. 38 (Mietwohnung im Hause Blass). Hier wurde auch ihr Sohn Alfred geboren.
Bis zum Zwangsverkauf des Schulhauses im Jahre 1936 war Leo Grünfeld der letzte Lehrer in der jüdischen Elementarschule. Danach unterrichtete er bis 1940 in Saarbrücken an der letzten verbliebenen jüdischen Schule des Saarlandes. Danach zog die Familie nach Frankfurt. Im Jahre 1941 wurden er und seine Familie nach Lodz deportiert. Heute trägt das ehemalige Schulhaus in der Engelstraße 12 den Namen „Leo-Grünfeld-Haus“. Weitere Infos zu Leo Grünfeld und der der ehemaligen jüdischen Elementarschule findet man hier.
An seine Frau Zerlinde und seinen Sohn Alfred erinnern Stolpersteine in der Vorstadtstr. 38.

 

HIER LEHRTE
LEO GRÜNFELD
JG. 1901
DEPORTIERT 1941
LODZ
???

Hausnummer 8

Stolpersteine für Familie Morel Lazar & Moritz Mayer

Der aus Saarwellingen stammende Viehhändler Morel Lazar, geboren am 05.01.1880, und seine Frau Gretchen, geboren als Pulfer am 18.03.1885 in Haßfurt, heirateten am 22.08.1910 in Haßfurt und zogen dann nach Saarwellingen. Hier kamen auch ihre 5 Kinder – alles Mädchen: Alma, Edith, Irene Selma, Melitta und Erika – zur Welt. In den beiden letzten Jahren des 1. Weltkrieges 1917/18 unterhielt Morel Lazar einen Frischmilch-Bereitschaftsdienst für die Gemeinde Saarwellingen mit 13 Kühen. 1925 stellte Morel Lazar bei der Gemeinde den Antrag, einen Anbau an sein Haus in der Gutbergstraße errichten zu dürfen. Kurz nach der Saarabstimmung, am 29.02.1936 floh die Familie mit ihrem Schwiegersohn Moritz Mayer nach Saarbrücken. Die Tochter Edith konnte am 22.12.1937 mit Schiff "Manhattan" ab Le Havre nach New York auswandern. Auch konnten die Töchter Irene Selma, Melitta und Erika in die USA auswandern und sich so der Verfolgung entziehen. Morel LAZAR wurde am 15.11.1938 nach Dachau deportiert. Am 22.01.1940 wurde er nach Halle evakuiert. Die Transportliste vom 30.05.1942 enthält Morel LAZARs Namen für den Transport nach Lublin und von dort in das KZ Sobibor. Hier wurde er ermordet.
Die älteste Tochter Alma und ihr Ehemann Moritz Hirsch MAYER lebten in Hoffenheim. 1934 flohen sie ins Saargebiet nach Saarwellingen, mussten aber 1936 weiter nach Frankreich flüchten. Am 10.08.1942 wurden sie mit Transport Nr. 17 von Drancy aus nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Alma MAYER war hochschwanger. Am 04.03.1936 brachte sie in Saarbrücken Inge Klara auf die Welt. Sie ist wahrscheinlich identisch mit Inge MAYER, die zu den "enfants cachés" gehörte und findet sich 1942 ("Inge") in einer entsprechenden Liste zu Château de Chabannes, einem Heim der OSE, organisiert u.a. von Félix CHEVRIER. Am 08./09.1946 emigrierte sie als "Inge Mayer" von Marseille in die USA zu Irwing JACOBSON, Los Angeles, dem Ehemann von Irene LAZAR, der Schwester von Alma. Inge wurde von dem Ehepaar Saul HESS und Edith LAZAR, ebenfalls eine Schwester von Alma, adoptiert und erhielt unter dem Namen Ingrid Claire HESS die US-Staatsbürgerschaft.

 

HIER WOHNTE
MOREL LAZAR
JG. 1880
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1936 SAARBRÜCKEN
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1942
SOBIBOR
ERMORDET 3.6.1942


HIER WOHNTE
GRETCHEN LAZAR
GEB. PULFER
JG. 1885
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1936 SAARBRÜCKEN
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
TOT 23.3.1938


HIER WOHNTE
MORITZ HIRSCH MAYER
JG. 1896
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
DEPORTIERT 1940
GURS
INTERNIERT DRANCY
1942 AUSCHWITZ
ERMORDET


HIER WOHNTE
ALMA MAYER
GEB. LAZAR
JG. 1911
DEPORTIERT 1940
GURS
INTERNIERT DRANCY
1942 AUSCHWITZ
ERMORDET


HIER WOHNTE
EDITH LAZAR
JG. 1912
FLUCHT 1936
USA


HIER WOHNTE
IRENE SELMA LAZAR
JG. 1914
FLUCHT 1936
USA


HIER WOHNTE
MELITTA LAZAR
JG. 1915
FLUCHT 1936
USA


HIER WOHNTE
ERIKA LAZAR
JG. 1919
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1936 FRANKFURT
FLUCHT
USA

Hausnummer 15

Stolpersteine für die Familie Aron

Ein Teil der großen Familie ARON wohnte in der Lebacher Straße 15 neben der Kohle- und Baustoffhandlung Puhl. Man nannte sie "Sawels" nach dem Vornamen des Vaters Samuel. In der Pogromnacht des 9.11.1938 drangen Saarwellinger SA-Männer in ihr Haus ein, zerstörten große Teile des Mobiliars, das Geschirr und verletzten den 41-jährigen Max Aron (*06.08.1897 Swl). Er und seine 82-jährige Mutter Dorothea wurden dann am 4.8.1940 nach Berlin deportiert. Die Nazis verschleppten die Mutter am 22.7.1942 nach Tschechien ins Judenghetto Theresienstadt und den Sohn Max am 28.3.1942 ins Ghetto Piaski. Beide wurden von den Nazis ermordet. Der Sohn Wilhelm ARON (*27.01.1900 Swl) lebte von Geburt bis 21.12.1918 in Saarwellingen, danach vom 21.12.1918 bis 19.03.1919 in Neufechingen, danach wieder in Saarwellingen, und vom 07.06.1919 bis 10.09.1919 in Mayen. Er kehrt zurück und blieb hier bis zum 03.07.1937. Wilhelm war verheiratet mit Adda KAHN. Ihr Sohn Richard wurde 1930 in Saarwellingen geboren. Am 03.07.1937 emigrierte die Familie nach New York  City. Sie überlebten.
(Weitere Informationen zu der Familie findet man in dem Buch: „Gelöst ist die Schnur – gebrochen das Band“, erhältlich über die Gemeinde Saarwellingen)

Bericht der „Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis“ über den 12.10.1939:
Ein Vorkommnis in der Brandbekämpfung während dieser Zeit ist erwähnenswert: An einem Sonntagvormittag wird in Saarwellingen Alarm gegeben. In der Lebacher Straße war ein Dachstuhl-Brand ausgebrochen. Infolge unserer ständigen Alarmbereitschaft war es nicht weiter verwunderlich, dass wir, noch ehe die Alarmierung beendet war, an der Brandstelle eintrafen und auch den Brand schnellstens unter Kontrolle bringen konnten und ihn schließlich ablöschten. Von Seiten einiger Bürger wurde uns dieser prompte Einsatz sehr verübelt, da die Bewohner dieses Hauses Juden waren. Es wurde sogar von gewissen Seiten das Ansinnen gestellt, das ganze Anwesen abbrennen zu lassen, was jedoch von der Führung energisch abgelehnt wurde. Die bedauernswerten Bewohner machten einen verängstigten und verstörten Eindruck. Dies veranlasste die Führung, hier besonders zu helfen, und nach Beendigung der Löscharbeiten einen entsprechenden Brandschutz zurück zu lassen (aus dem Archiv Freiwillige Feuerwehr Saarlouis).

 

HIER WOHNTE
DOROTHEA ARON
GEB. STERN
JG. 1858
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1940 BERLIN
DEPORTIERT 1940
THERESIENSTADT
ERMORDET 18.10.1942


HIER WOHNTE
MAX ARON
JG. 1897
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1940 BERLIN
DEPORTIERT 1942
PIASKI
ERMORDET 1943
TRAWNIKI


HIER WOHNTE
WILHELM ARON
JG. 1900
FLUCHT 1937
USA
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
ADDA ARON
GEB. KAHN
JG. 1902
FLUCHT 1937
USA
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
RICHARD SAMUEL
ARON
JG. 1930
FLUCHT 1937
USA
ÜBERLEBT

Hausnummer 3

Stolpersteine für die Familie Moses Lazar

Der spätere Viehhändler Moses Lazar wurde am 12.12.1884 in Saarwellingen als Sohn von Leon Lazar und Henriette Michel geboren. Er heiratete am 20.5.1920 in Hemmersdorf Else Michel, geboren am 24.1.1894 in Niedaltdorf als Tochter von Salomon Michel und Rosalie Ermann. Gemeinsam wohnten sie in Saarwellingen in der Kirchenstrasse 3, heute Schlossstrasse. Moses und Else Lazar bekamen einen Sohn, Lothar Lucien Lazar, geboren am 10.5 1921 in Saarwellingen.
Moses diente im Ersten Weltkrieg und erhielt für seine Dienste das Eiserne Kreuz II. Zudem war er ehrenamtlich bei der Saarwellinger Feuerwehr tätig. Am 14.6.1938 wurde er wegen eines angeblichen Devisenvergehens von der Gestapo verhaftet, ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert und dort erschossen (+21.12.1938). Sein Wohnhaus in der Schlossstraße wurde in der Reichspogromnacht zum 9.9.1938 von Nazis demoliert und seine Witwe Else später dazu gezwungen vor einem Notar die Abtretung des Hauses zu unterzeichnen. Nach der Enteignung gehörte Else zu den letzten acht Saarwellinger Juden, die zusammengepfercht in dem kleinen Haus in der Engelstrasse 6 wohnen mussten und am 22.10.1940 nach Gurs (Pyrenäen) deportiert wurden. Hier verblieb sie bis zum 29.3.1941. Ihr Sohn Lucien, der bereits 1938 nach Strassburg geflohen war, kam dort zur Fremdenlegion. Er bewirkte vor der Sûreté ein Befreiungszertifikat für seine Mutter, die dann entlassen wurde. Else fand zunächst bei ihrem Bruder in Macon Unterkunft und konnte sich mit falschen Papieren dort verstecken. Nach dem Kriegsende zog sie zu der Familie ihres Sohnes in Hayange, wo sie 1975 verstarb.

 

HIER WOHNTE
MOSES LAZAR
JG. 1884
'SCHUTZHAFT' 1938
DACHAU
ERMORDET 21.12.1938
BUCHENWALD


HIER WOHNTE
ELSE LAZAR
GEB. MICHEL
JG. 1894
DEPORTIERT 1940
GURS
BEFREIT/ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
LOTHAR LUCIEN
LAZAR
JG. 1921
FLUCHT 1938
FRANKREICH
FREMDENLEGION
ÜBERLEBT


Hausnummer 22

Stolpersteine für Familie Okunew

David Okunew wurde am 08.07.1889 in Orel, Rußland, geboren. Nach dem 1. Weltkrieg war er als ehemals russischer Kriegsgefangener in Saarwellingen, wo er auch wohnen blieb und als Uhrmacher arbeitete. Margaretha Hedwig Mann wurde am 03.08.1894 in Wattenheim, Pfalz, geboren. David und Margaretha heirateten am 24.07.1923 in Saarwellingen. Ihre gemeinsame Tochter Elfriede wurde am 31.03.1926 in Saarwellingen geboren.
Am 27.02.1936 meldete die Familie Okunew ihre Ausreise nach Frankreich. Ein glücklicher Zufall rettet David 1942 in Lyon das Leben. Er versteckt sich anschließend in Paris. Er überlebte und starb etwa 1954 in Paris. Margaretha und ihre Tochter Elfriede wurden nach der Flucht im Juli 1936 in Lyon von der Gestapo aufgegriffen und anschließend deportiert. Mit dem Transport Nr. 46 kamen sie 1942 von Drancy nach Auschwitz. Dort wurden beide ermordet.

 

HIER WOHNTE
UND ARBEITETE
DAVID OKUNEW
JG. 1889
FLUCHT 1936
FRANKREICH
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
MARGARETHA HEDWIG
OKUNEW
GEB. MANN
JG. 1894
FLUCHT 1936
FRANKREICH
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
ELFRIEDE OKUNEW
JG. 1926
FLUCHT 1936
FRANKREICH
INTERNIERT
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Hausnummer 12

Stolpersteine für die Familie Salomon

1927 übernahm der Sattler Julius SALOMON von Carl LEVY das Haus am heutigen Schlossplatz 12 und betrieb dort eine Polsterei und ein Möbelgeschäft. SALOMON war in Saarwellingen geboren, seine Frau Emma Blondina, geborene KLEIN, stammte aus Böchingen, in der Nähe von Landau. Zusammen hatten Sie drei Kinder, wovon die beiden Söhne Paul und Heinz kurz nach ihrer Geburt 1921 verstarben. Nur die gemeinsame Tochter Liesel, geboren 1924, überlebte. Emma Blondina SALOMON starb bereits im Mai 1927, ihre Tochter Liesel war gerade mal drei Jahre alt.
Julius SALOMON war Mitglied der Feuerwehr und Teilnehmer am 1. Weltkrieg. Er war der letzte Vorsitzende der Synagogengemeinde, die sich 1935 in weiten Teilen auflöste. Viele Saarwellinger Juden versuchten, sich im Ausland in Sicherheit zu bringen, nachdem sich bei der die Bevölkerung für den Anschluss an Nazi-Deutschland ausgesprochen hatte.
Am 14.08.1935 verkaufte Julius SALOMON sein Anwesen an Josef FELTES, Eisen- und Haushaltswaren, für 20000 Reichsmark und floh Ende 1935 mit seiner Tochter Liesel nach Luxemburg und dann in die USA zu seinem Bruder Friedrich. Er blieb nach dem Weltkrieg in Chicago. Liesel SALOMON heiratete 1945 in Chicago den aus Grünstadt stammenden Walter ECKHOUSE, der 1944 bei der US Army diente.

 

HIER WOHNTE/ARBEITETE
JULIUS SALOMON
JG. 1883
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
USA


HIER WOHNTE/ARBEITETE
LIESEL SALOMON
JG. 1924
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
USA

Hausnummer 5

Stolpersteine für Familie Nathan/Jacob

Moritz Nathan heiratete am 06.04.1924 in Saarwellingen Milly Jacob. Milly Jakob führte ein Kurzwarengeschäft am heutigen Schlossplatz. Moritz selbst eröffnete eine Herrenschneiderei in der Saarlouiser Str. 69 (heutige Vorstadtstr.) und war noch 1932 Mitglied der Feuerwehr.
Milly Mutter, Sara Jacob, geborene Feibelmann, hatte zusammen mit ihrem Mann Salomon Jacob (1853 – 1923) ein Geschäft in der Saarlouiser Straße 54, heute Vorstadtstraße 5 betrieben und handelte mit Butter und Fett. Salomon wurde "Butter-Salmen" und seine Frau "Butter-Sara" genannt.
Im Jahre 1936 flüchteten Moritz Nathan, seine Frau sowie seine Schwiegermutter Sara Jacob vor den Nazis zunächst  nach Luxemburg, wo Moritz Jacob bei einer Firma Arbeit gefunden hatte. Moritz Nathan kam auch für den Unterhalt seiner betagten Schwiegermutter auf. Sie wohnten zusammen in Larochette (Fels) in Luxemburg, dort verliert sich die Spur von Sarah Jacob. Moritz und seine Frau flüchteten weiter nach  Belgien. Hier wurde Milly Nathan auf der Straße verhaftet und über Mechelen nach Auschwitz verschleppt. Dort wurde sie am 22.05.1944 ermordet. Moritz Nathan überlebte und lebte bis zu seinem Tode 1967 in Luxemburg.

 

HIER WOHNTE
SARA JACOB
GEB. FEIBELMANN
JG. 1861
FLUCHT 1936
LUXEMBURG
SCHICKSAL UNBEKANNT


HIER WOHNTE
MORITZ JOSEPH
NATHAN
JG. 1897
FLUCHT 1936
LUXEMBURG, BELGIEN
VERSTECKT GELEBT
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
MILLY NATHAN
GEB. JACOB
JG. 1893
FLUCHT 1936
LUXEMBURG, BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1944
AUSSCHWITZ-BIRKENAU
ERMORDET 22.5.1944

Hausnummer 13 (ehemals Saarlouiser Straße 41)

Stolpersteine für Familie Bonnem

Ella Bonnem wurde am 9.11.1888 als erste Tochter des Handelsmanns und Repräsentanten der Saarwellinger Synagogengemeinde Heinrich Bonnem und seiner Ehefrau Rosina, geb. Loeb, in Saarwellingen geboren. 1914 heiratete sie Rudolf Levi aus Mustert bei Oberemmel. Die zweite Ehe schloss sie am 28.12.1920 in Saarwellingen mit Gottlieb Bonnem (* 22.08.1892 Saarwellingen, Sohn von Moses Bonnem und Emma Levy), dem Vater ihrer Tochter Sarah Wilma. Die Ehe wurde 1935 geschieden und Ella Bonnem emigrierte zusammen mit ihrer verwitweten Mutter Rosina, ihrer Schwester Louise Hayum, geb. Bonnem, und ihrer Tochter Sarah Wilma nach Luxemburg. Am 7. September 1942 wurden Großmutter, Tochter und Enkelin gemeinsam mit dem Transport Nr. 29 über das französische Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie 1944 von den Nazis ermordet wurden.

 

HIER WOHNTE
ELLA BONNEM
GEB. BONNEM
JG. 1888
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
DEPORTIERT 1942
ERMORDET 1944
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
SARAH WILMA
BONNEM
JG. 1922
FLUCHT 1935
LUXEMBURG
DEPORTIERT 1942
ERMORDET 1944
AUSCHWITZ

Hausnummer 21 (ehemals Hindenburgstr. 36)

Stolpersteine für Familie Waldemar und Morel Levie

Die neun Stolpersteine erinnern an die Familienmitglieder der aus Saarwellingen gebürtigen Brüder Morel und Waldemar Levie, von denen sich einige vor der Verfolgung durch das NS-Regime in Sicherheit bringen konnten.
Morel Levie war mit Erna Levie, geb. Haas, verheiratet. Sie stammte aus Wiebelskirchen. Das Ehepaar hatte zwei Kinder - die 1920 geborene Tochter Erika und den zwei Jahre jüngeren Sohn Kurt.
Waldemar Levie war mit Anna Levie, geb. Kahn verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne - Paul, Hans und Salo.
Während der NS-Diktatur an der Saar hatte Morel Levie das Amt des "Staatskommissars der Synagogengemeinde Saarwellingen" inne. Aus dieser Zeit haben sich mehrere Dokumente erhalten. Darunter befindet ein Schreiben, aus dem hervorgeht, dass sein Sohn Kurt die jüdische Volksschule in Saarbrücken besucht hat und den Wunsch hegte, nach der Schulentlassung zu Ostern 1937 die Schlosserabteilung der jüdischen Lehrwerkstätte Frankfurt am Main besuchen zu dürfen. Diese Ausbildung sollte der Vorbereitung einer späteren Auswanderung nach Palästina dienen. Tatsächlich konnte Kurt Levie nach Palästina auswandern und dadurch der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas durch die Nationalsozialisten entkommen.
In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurden die beiden Haushaltsvorstände, die Brüder Morel und Waldemar Levie, verhaftet und für einige Wochen in dem Konzentrationslager Dachau gequält. Im Dezember 1938 durften sie zu ihren Familien nach Saarwellingen zurückkehren.
1940 gelang es Waldmars Frau Anne, sich und die drei kleinen Söhne Paul, Hans und Salo in Sicherheit zu bringen, zunächst zu Verwandten nach Mannheim, später in die USA.
In Saarwellingen zurück blieben Morel, Erna und Waldmar Levie. Daher gehören sie zu den saarländischen Juden, die bei der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion im Oktober 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs abgeschoben und dort in dem Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen interniert wurden. Morel und Erna Levie wurden im August 1942, Waldemar Levie im November 1943 über das Sammellager Drancy in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Auch Erika Levie fand 1942 in Auschwitz den Tod. Sie wurde von Berlin aus in dieses Todeslager deportiert.

Das Haus in der Vorstadtstr. 21 wurde das zweite Juden-Haus in Saarwellingen. In dem Vierteljahres-Verwaltungsbericht der Polizeiverwaltung II. 1939 steht: „Die noch hier sich befindlichen 17 Juden bewohnen zusammen zwei Häuser. In der Öffentlichkeit machen sie sich wenig bemerkbar."

 

HIER WOHNTE
MOREL LEVIE
JG. 1881
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1942
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
ERNA LEVIE
GEB. HAAS
JG. 1892
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 1942
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
ERIKA LEVIE
JG. 1920
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
FRANKFURT 1937
DEPORTIERT 1940
ERMORDET 1942
AUSCHWITZ


HIER WOHNTE
KURT LEVIE
JG. 1922
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN 1937
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
WALDEMAR LEVIE
JG. 1890
DEPORTIERT 1940
GURS
ERMORDET 9.1.1944
AUSCHWITZ-BIRKENAU


HIER WOHNTE
ANNA LEVIE
GEB. KAHN
JG. 1902
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
1940 MANNHEIM
FLUCHT
USA
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
PAUL LEVIE
JG. 1928
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
1940 MANNHEIM
FLUCHT
USA
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
HANS LEVIE
JG. 1929
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
1940 MANNHEIM
FLUCHT
USA
ÜBERLEBT


HIER WOHNTE
SALO LEVIE
JG. 1940
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
1940 MANNHEIM
FLUCHT
USA
ÜBERLEBT

Hausnummer 38

Stolpersteine für Familie Grünfeld

Zerlinde Unna wurde am 09.02.1896 in Frankfurt am Main als Tochter von Simon Unna und Jenny Chela geboren. 1930 heiratete Zerlinde in Frankfurt den Lehrer Leo Grünfeld und zog im selben Jahr mit ihm nach Saarwellingen in Vorstadtstr. 38 (Mietwohnung im Hause Blass). Hier wurde am 22.03.1934 auch ihr Sohn Alfred geboren.
Nach dem Zwangsverkauf des jüdischen Schulhauses in der Engelstr. 12 im Jahre 1936, wo Leo Grünfeld als letzter Lehrer unterrichtete, zog die Familie nach Saarbrücken, wo Leo an der jüdischen Volksschule Saarbrücken als Hilfslehrer angestellt wurde. Familie Grünfeld blieb in Saarbrücken, bis die Stadt zu Beginn des Zweiten Weltkrieges evakuiert wurde. Die Quellen sprechen dafür, dass Grünfelds anschließend in Frankfurt/Main, der Geburtststadt von Zerline, lebten. Auch hier unterrichtete Leo an der jüdischen Schule. Von Frankfurt/Main aus wurden Leo, Zerline und der kleine Alfred am 20. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert, wo Zerlinde und Alfred von den Nazis ermordet wurden. Über den Verbleib von Leo Grünfeld gibt es keine genauen Hinweise, jedoch geht man davon aus, dass ihn dasselbe Schicksal wie seine Frau und seinen Sohn ereilt hat. Dr. Friedrich Schlomo Rülf, von Herbst 1929 bis Januar 1935 Rabbiner in Saarbrücken, erwähnt in seinen 1964 veröffentlichten Lebenserinnerungen "Ströme im dürren Land" auch kurz Zerlinde Grünfeld, die mit Rülfs zweiter Ehefrau Ruth Rülf, geb. Unna, verwandt war: Leo Grünfeld "teilte mit seiner Frau - einer Kusine von Ruth - das Schicksal der sechs Millionen."
An Leo Grünfeld, den letzten Lehrer an der Elementarschule der Synagogengemeinschaft Saarwellingen, erinnert ein Stolpersteine in der Engelstr. 12.

 

HIER WOHNTE
ZERLINDE GRÜNFELD
GEB. UNNA
JG. 1896
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IM
GHETTO LODZ


HIER WOHNTE
ALFRED GRÜNFELD
JG. 1934
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IM
GHETTO LODZ

Hausnummer 53

Stolpersteine für Familie Worms

Isidor Worms wurde am 16.10.1871 als Sohn von Lion Worms Franziska Lewy in Saarwellingen geboren. Von 1899 bis zu seiner Heirat wohnte Isidor beim Metzger Moses Bonnem in Saarwellingen für ein billiges Kostgeld. Es gab mehrere Anzeigen gegen ihn wegen Kleinviehhandel ohne Wandergewerbeschein und das Schlachten außerhalb des Schlachthauses. 1904 wurde er offiziell als Viehtreiber beim Kleintierhändler Daniel Lewy II am Marktplatz angestellt und erhielt einen Wandergewerbeschein zum Handeln mit Kleinvieh, Schafen, Kälbern und Ziegen. Ab 1907 war er zudem Mitglied der Saarwellinger Feuerwehr. Isidor Worms diente im Ersten Weltkrieg als Landsturm-Infanterist, wo er verwundet wurde und fortan gehbehindert war. Nach seinem Kriegsdienst betrieb er ein selbständiges Reisegewerbe und verkaufte Ziegen und Schafe.
Am 31.12.1913 heiratet Isidor Johanna Wertheim. Diese wurde am 24.08.1884 in Großroppersburg (Kassel) als Tochter von Hirsch Wertheim und Berta Moses geboren und arbeitete nach der Hochzeit als Köchin bei dem Metzger Moses Bonnem in Saarlouiser Str. 25 Saarwellingen, wo die Familie auch bis 1919 wohnte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges erbaute Isidor für seine Familie ein Wohnhaus in der Saarlouiser Straße 10, heute Vorstadtstraße 53. Gemeinsam hatten Isidor und Johanna drei Söhne, Ludwig (* 17.02.1915 in Saarwellingen, + 05.01.1918 in Saarwellingen), Helmut (*16.06.1920 in Saarwellingen) und Walter (*11.11.1922 in Saarwellingen).
Im August 1937 musste die Familie vor der Verfolgung durch das Naziregime nach Frankreich fliehen und wohnte dort vorübergehend bei Verwandten in Paris. Ende 1940 wurden sie dort verhaftet und ins Konzentrationslager Gurs in die Pyrenäen deportiert. Isidor und Johanna gelang die Flucht nach Kassel, wo Isidor 1941 verstarb. Johanna wurde im Todesjahr ihres Mannes von Kassel nach Riga-Lettland deportiert und 1944 dort ermordet. Der Sohn Helmut wurde Ende 1940 in Angoulême interniert und am 09.09.1942 mit dem Transport Nr. 30 von Drancy nach Auschwitz deportiert, wo er 1944 ermordet wurde. Sein Bruder Walter hingegen konnte 1942 unter falschem Namen und mit falschen Papieren aus Gurs nach Lyon fliehen. Er überlebte und starb 1990 in Thurin.

 

HIER WOHNTE
JOHANNA WORMS
GEB. WERTHEIM
JG. 1884
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
1939 KASSEL
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET


HIER WOHNTE
ISIDOR WORM
JG. 1871
HEIMATORT UNFREIWILLIG
VERLASSEN
GEDEMÜTIGT/ENTRECHTET
TOT 1941


HIER WOHNTE
HELMUT WORMS
JG. 1920
FLUCHT 1937
FRANKREICH
INTERNIERT ANGOULEME
DEPORTIERT 1942
ERMORDET 1944
AUSCHWITZ-BIRKENAUHIER


HIER WOHNTE
WALTER WORMS
JG. 1922
FLUCHT 1937
FRANKREICH
DEPORTIERT 1940
GURS
1942 FLUCHT
MIT FALSCHEN PAPIEREN
ÜBERLEBT