Leo-Grünfeld-Haus
Im Rahmen einer offiziellen Feier erfolgte am Sonntag, dem 20. Januar 2002, die Namensgebung für das Leo-Grünfeld-Haus in der Engelstraße 12. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung im November 2001 beschlossen, das Haus nach dem letzten Lehrer der jüdischen Elementarschule zu benennen.
Die Gemeinde Saarwellingen hat ihr neues Verwaltungsgebäude in der Engelstraße 12 am 16. August 2001 offiziell eröffnet. Seither befindet sich im Erdgeschoss das Sozialamt der Gemeinde, im Obergeschoss entstanden zwei Versammlungssäle und im Dachgeschoss wurden Räume für die Schulbuchausleihe, Hilfspolizisten und den Hausmeister eingerichtet.
Wechselvolle Geschichte
Vom jüdischen Schulhaus zur heutigen Gemeindedienstnebenstelle
Das von Grund auf sanierte Gebäude kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Erbaut im Garten des ehemaligen Saarwellinger Schlosses erfolgte die erste öffentliche Nutzung durch die jüdische Gemeinde als Schulhaus, und zwar von 1907 bis 1936. Hierin spiegelt sich die Bedeutung der damaligen jüdischen Gemeinde. Durch den Zwang der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die jüdische Gemeinde genötigt, das Gebäude aufzugeben.
Die Synagogengemeinde hatte das Schulhaus an die Gemeinde verkauft, bedingt durch den politischen Druck wohl kaum zu einem fairen Preis. Bis zum Beginn des nationalsozialistischen Regimes hatten jüdische und nichtjüdische BürgerInnen einträchtig miteinander gelebt. Drastisch geändert hatte sich danach auch in Saarwellingen das Verhältnis zu den Juden.
In den Jahren 1938 bis 1945 wurden 51 jüdische BürgerInnen aus Saarwellingen in den Konzentrationslagern des Nazi-Regimes ermordet. Das Totenbuch von Auschwitz enthält unter vielen anderen die Namen des damals 43-jährigen Lehrers Leo Grünfeld, seiner Frau Zerline und seines 10-jährigen Sohnes Alfred.
Den Verantwortlichen in der Gemeinde Saarwellingen erschien es deshalb angemessen, durch eine Namensgebung des Gebäudes an diese Geschichte zu erinnern. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 20. November 2001 beschlossen, das nunmehr neue Verwaltungsgebäude in „Leo-Grünfeld-Haus“ zu benennen.
Im Rahmen einer offiziellen Feier erfolgte am Sonntag, dem 20. Januar 2002, die Namensgebung für das Leo-Grünfeld-Haus in der Engelstraße 12. Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung im November 2001 beschlossen, das Haus nach dem letzten Lehrer der jüdischen Elementarschule zu benennen.
Die Gemeinde Saarwellingen hat ihr neues Verwaltungsgebäude in der Engelstraße 12 am 16. August 2001 offiziell eröffnet. Seither befindet sich im Erdgeschoss das Sozialamt der Gemeinde, im Obergeschoss entstanden zwei Versammlungssäle und im Dachgeschoss wurden Räume für die Gemeinderatsfraktionen eingerichtet.
Leo Grünfeld
Der letzte Lehrer an der ehemaligen jüdischen Schule in Saarwellingen
Der Saarwellinger Heimatforscher Klaus Mayer berichtet über das Leben des Lehrers Leo Grünfeld: Geboren am 17. Oktober 1901 in Tauberrettersheim im fränkischen Bayern schloss er 1922 an der jüdischen Lehrerausbildungsanstalt in Würzburg seine erste Lehrerprüfung ab. Zunächst unterrichtete er in Frankfurt, wo er 1930 seine Frau heiratete. Im gleichen Jahr zog das Ehepaar Grünfeld in die damalige Hindenburgstraße, heute Vorstadtstraße, in eine Mietwohnung des Haus Blaß nach Saarwellingen um. Am 13. Januar 1935 findet die Saarabstimmung statt, bei der sich der Großteil der saarländischen Bevölkerung für den Wiederanschluss an das bereits von den Nationalsozialisten regierte Deutsche Reich entscheidet. Unter dem Schutz des Völkerbundes bleibt den Juden im Saarland zwischen 1935 und 1936 ein Jahr Karenz, um den Nazi-Rassegesetzen zu entfliehen. Über 100 Saarwellinger Juden fliehen nach Frankreich und Luxemburg. 34 jüdische Mitbürger leben 1936 noch in Saarwellingen.
Bis zum Zwangsverkauf des Schulhauses im Jahre 1936 war Leo Grünfeld der letzte Lehrer in der jüdischen Elementarschule Saarwellingen. Danach unterrichtete er bis 1940 in der letzten noch verbliebenen jüdischen Schule des Saarlandes in Saarbrücken, bevor er als Lehrer mit seiner Familie nach Frankfurt ging. Im Jahre 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er 1944 mit seiner Familie den Tod fand.
Zur Erinnerung an die ehemalige jüdische Schule mit ihrem letzten Lehrer Leo Grünfeld wurde am Eingang des Hauses in der Engelstraße eine Gedenktafel angebracht und im Gehweg wurde ein Stolperstein zu Grünfeld`s Gedenken als eines der Opfer des Nazi-Regimes eingelassen.